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Regionaldirektor verspricht bei einem Besuch in Lemberg Unterstützung der WHO für einen Wiederaufbau zum Besseren im ukrainischen Gesundheitssystem

13 April 2022
News release
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Am Weltgesundheitstag besuchte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, in Lemberg Gesundheitseinrichtungen und sprach persönlich mit Gesundheitspersonal und Patienten, die inmitten des am 24. Februar ausgebrochenen Krieges kaum vorstellbare Belastungen ertragen mussten. 

Während seines Besuchs erklärte der Regionaldirektor: „In diesem Jahr habe ich beschlossen, den Weltgesundheitstag als Akt der Solidarität in der Ukraine zu begehen – mit Herrn Gesundheitsminister Dr. Viktor Liashko, mit allen an vorderster Linie tätigen Einsatzkräften und mit den Menschen im Land in dieser äußerst schwierigen Zeit.“ 

Nach mehreren Gesprächen mit Gesundheitsfachkräften lobte Dr. Kluge deren Widerstandskraft und heroischen Einsatz.  

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine wurden Millionen Menschen vertrieben. Viele von ihnen sind in den Westen des Landes oder in Nachbarländer geflohen. Auch das Gesundheitssystem ist schwerwiegend beeinträchtigt: etwa 300 Gesundheitseinrichtungen liegen in Konfliktgebieten, und 1000 Gesundheitseinrichtungen liegen in Gebieten, die mittlerweile unter fremder Kontrolle stehen. 

Bisher kamen bei Angriffen auf über 100 Gesundheitseinrichtungen zahlreiche Zivilisten ums Leben oder erlitten Verletzungen, und die Gesundheitsversorgung von hilfsbedürftigen Menschen wurde behindert. Der Krieg in der Ukraine stellt eine humanitäre Notlage dar, bei der viele Menschen wegen akuter oder chronischer Erkrankungen versorgt werden müssen.  

Regionaldirektor und Gesundheitsminister sprechen über Schäden und Wiederaufbau

Während seines Gesprächs mit Dr. Liashko bekräftigte Dr. Kluge die anhaltende Unterstützung der WHO für das Land bei der Bewältigung der unmittelbaren gesundheitlichen Herausforderungen und bei der Aufrechterhaltung der langfristigen Wiederaufbaubemühungen. Der Regionaldirektor unterstrich die Entschlossenheit der WHO, dem Gesundheitssystem des Landes bei der Erholung von den schweren Schäden behilflich zu sein, indem durch Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden und maßgeblichen Partnern ein Wiederaufbau zum Besseren herbeigeführt wird. 

Der Gesundheitsminister lobte die Unterstützung durch das Länderbüro der WHO in der Ukraine, das seit Beginn des Krieges in engem Kontakt mit dem Ministerium gestanden habe. Das Länderbüro hat voll funktionsfähige Räumlichkeiten in Lemberg eingerichtet und ist dabei, in Dnipro eine Betriebszentrale aufzubauen. 

Darüber hinaus sprachen beide Seiten über die Notwendigkeit einer dezentralisierten Präsenz der WHO in verschiedenen Landesteilen zur Bereitstellung agiler und bedarfsgerechter Unterstützung. 

Gespräche mit Gesundheitsfachkräften und Patienten 

Nach einem virtuellen Presse-Briefing hatte Dr. Kluge die Gelegenheit zum Besuch von drei Gesundheitseinrichtungen – einem Feldlazarett, einem Kinderkrankenhaus und einer Notfallklinik. 

Der Regionaldirektor dankte den dortigen Gesundheitsfachkräften und äußerte seine Bewunderung darüber, dass sie trotz der anhaltend schwierigen Umstände und der eigenen Angst die Gesundheitsversorgung aufrechterhalten.  

So konnte das vom Regionaldirektor besuchte Kinderkrankenhaus die Krebsversorgung von Kindern fortsetzen und die Verlegung der dringendsten Fälle in Krankenhäuser in aller Welt veranlassen, wo sie die benötigte Hilfe erhalten. 

Schwer erkämpfte Zugewinne zunichte gemacht 

Vor Ausbruch des Krieges hatte die Ukraine bei einer Reihe von Gesundheitsthemen erhebliche Fortschritte erzielt. Seit 2015 reformiert die Regierung der Ukraine das Gesundheitssystem mit dem Ziel, eine allgemeine Gesundheitsversorgung zu verwirklichen. Darüber hinaus hatte das Land eine Trendwende bei der Bekämpfung von Tuberkulose und HIV erreicht.  

Dr. Kluge kritisierte scharf die anhaltenden Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in dem Land, die einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht darstellen, und schloss sich dem Appell des Generalsekretärs der Vereinten Nationen an die Russische Föderation an, sich zu einem Waffenstillstand zu verpflichten. 

Notfallmaßnahmen 

Die WHO hat Hunderte Tonnen an medizinischen Hilfsgütern geliefert, auch an Städte an der Frontlinie. Im Mittelpunkt dieser Bemühungen stand die Verteilung lebensrettender Güter, die oft von der Lagerhalle der WHO in Lemberg versandt werden.  

Der Regionaldirektor sprach mit Mitarbeitern der Lagerhalle und dankte ihnen für ihre Arbeit zur Lieferung unentbehrlicher Hilfsgüter an Gesundheitseinrichtungen und Gesundheitspersonal im ganzen Land.  

Doch Dr. Kluge hob hervor, dass trotz ihrer Anstrengungen die sichere Passage medizinischer Hilfsgüter weiterhin Probleme bereite und dass sich auch die Versorgung von Gebieten wie Mariupol und der Region Donbas als problematisch erwiesen habe. 

Die WHO koordiniert ihre Maßnahmen weiterhin mit über 100 Partnerorganisationen. Vor Kurzem hat der Aids-Nothilfeplan des Präsidenten der Vereinigten Staaten (PEPFAR) die Beschaffung von und Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten finanziert, sodass die WHO zusammen mit ihren Partnerorganisationen nun den Bedarf sämtlicher nachweislich mit HIV lebender Personen in der Ukraine für die nächsten zwölf Monate decken kann. 

Dank der jüngsten Spenden konnte der Nothilfeappell der WHO für die Ukraine seine Finanzierungsziele erreichen. Doch inmitten des weiter tobenden Krieges wird die WHO in den kommenden Tagen in einem weiteren Nothilfeappell um Spenden für die Erfüllung dringender gesundheitlicher Bedürfnisse in der Ukraine und um Unterstützung für die Nachbarländer bitten, die die Flüchtlinge weiter versorgen.