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Marias Erfahrungen aus erster Hand: Wie die Telemedizin die Gesundheitsversorgung in abgelegene schwedische Dörfer bringt
Mai 23, 2023, 11:24
In einem kleinen Dorf in der Wildnis des südlichen Lapplands zu leben, ist für jeden Outdoor-Enthusiasten der Traum. Maria (65) lebt diesen Traum in Slussfors – einem ruhigen kleinen Örtchen im Herzen der Region Västerbotten in Schweden. Doch ihr idyllischer Lebensstil wurde vor 25 Jahren bedroht, als ein Bandscheibenvorfall sie zwang, ihre Spaziergänge und ihre körperliche Betätigung allgemein einzuschränken.
In einem kleinen Dorf in der Wildnis des südlichen Lapplands zu leben, ist für jeden Outdoor-Enthusiasten der Traum. Maria (65) lebt diesen Traum in Slussfors – einem ruhigen kleinen Örtchen im Herzen der Region Västerbotten in Schweden. Doch ihr idyllischer Lebensstil wurde vor 25 Jahren bedroht, als ein Bandscheibenvorfall sie zwang, ihre Spaziergänge und ihre körperliche Betätigung allgemein einzuschränken.
„Seitdem reagiere ich empfindlich auf Überlastungen und hatte mit Schmerzen in meinem gesamten Bewegungsapparat zu kämpfen. Ich brauche Hilfe bei der Rehabilitation, Hilfe mit meinen chronischen Schmerzen, die gelegentlich sehr stark sind, je nachdem, was ich getan habe und wie aktiv ich war“, erzählt Maria. „Zudem hatte ich ein bisschen Pech und hatte Unfälle und Verletzungen und musste mich selbst rehabilitieren.“
Ihr Gesundheitszustand und ihr Alter machten früher häufige Besuche bei Physiotherapeuten und Ergotherapeuten zu einer lebenserhaltenden Notwendigkeit. In einem dünn besiedelten, abgelegenen Dorf wie Slussfors zu leben, war da nicht gerade hilfreich. Sie musste eine vierstündige Autofahrt auf sich nehmen, um eine Arztpraxis im nächstgelegenen Krankenhaus zu erreichen. Diese Fahrten waren für Maria eine besonders große Herausforderung, da die einfachste Tätigkeit, das Sitzen, „meinen Rücken am stärksten belastet“, erzählt sie.
Glücklicherweise hat Schweden angesichts der Herausforderungen, mit denen Bewohner ländlicher Gebiete konfrontiert sind, seit den frühen 1990er Jahren eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung der Telemedizin in sogenannten sjukstugor (im Deutschen gemeinhin als „Krankenstation“ bezeichnet) eingenommen. Über ein Jahrhundert lang waren diese Krankenstationen kleine Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung, die mit Allgemeinmedizinern besetzt waren. Mit den jüngsten Entwicklungen wurde jedoch ein neues Versorgungsmodell eingeführt, das persönliche Beratung, digitale Lösungen und mobile Teams kombiniert, um ein breites Spektrum an Gesundheitsleistungen durch ein multidisziplinäres Team bereitzustellen. Das neue Modell nutzt mehrere Plattformen und über 40 Tools der Telemedizin und schließt damit die Lücke zwischen Gesundheitsanbietern und Patienten, unabhängig von ihrem physischen Standort.
„Die digitalen Tools und die Entwicklung dieser Angebote haben mir wirklich geholfen. Ich war in der Lage, meine Fahrten einzuschränken“, erklärt Maria. „Das Beste ist, dass, wenn ich untersucht werden muss, ich einfach den Gemeinschaftsraum in Slussfors aufsuchen, eine Verbindung herstellen und per Video untersucht werden kann. Wenn jemand mit Erfahrung in der Gesundheitsfürsorge, wie etwa ein Physiotherapeut, mit mir im Raum ist, dann kann der Arzt aus der Ferne die Untersuchung beaufsichtigen und gewährleisten, dass die richtigen Schritte ergriffen werden.“
Mithilfe entsprechender Gesundheitsfinanzierung, Innovation und personalpolitischen Konzepten wurde das Leistungsmodell der sjukstugor auf einen „virtuellen Gemeinschaftsraum“ mit Zugang rund um die Uhr ausgeweitet. Heute verfügt die Region Västerbotten über acht virtuelle Gemeinschaftsräume, in denen Patienten selbst ihren Blutdruck oder Blutzucker messen und andere Selbsttests sowie Video-Konsultationen mit Gesundheitsfachkräften durchführen können. Zusätzlich arbeitet ein digitaler ärztlicher Dienst aus der Ferne mit örtlichen Pflegekräften und Pflegehilfskräften zusammen, um bessere medizinische Leistungen für Pflegeheime anbieten zu können, sodass eine bessere Kontinuität der Versorgung für chronisch kranke Patienten gewährleistet werden kann.
Maria begrüßt selbst die einfachsten digitalen Lösungen, wie z. B. mobile Anwendungen, die es ihr erleichtern, ihre Arzttermine zu verwalten, ihre Krankengeschichte zu verfolgen und Rezepte einzusehen – „Wenn man etwa zu gestresst war, als man beim Arzt war, und sich nicht mehr erinnern kann, was er gesagt hat“. Nach ihrer Hüftoperation half ihr eine Trainings-App erheblich: „Jeden Morgen bekam ich eine Nachricht, die lautete: ,Mache heute diese zwei Übungen‘, und es dauert nur fünf Minuten. Dann erhielt ich am Nachmittag zwei Übungen – 5 Minuten. Ich war fit vor der Prothesenoperation, und es dauerte nicht lange, bevor ich mich stark genug fühlte, um nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, wie ich mich mit meiner neuen Prothese bewegte“, erklärt sie.
Schwedens innovativer Ansatz hatte tiefgreifende Wirkung auf die Lebensqualität von Maria, ihren Nachbarn und vielen Menschen, die in abgelegenen Gemeinschaften leben. Rasante Fortschritte in der digitalen Technologie bergen nach wie vor enormes Potenzial für die Telemedizin, um die Bereitstellung ununterbrochener, kostenwirksamer, hochwertiger Leistungen in der primären Gesundheitsversorgung, Notfallversorgung, Rehabilitation und anderen Bereichen zu gewährleisten. Die langfristige Strategie der Region Västerbotten besteht darin, die Technologie systematisch näher an die Patienten heranzubringen, und zwar durch kontinuierliche Forschung, Entwicklung und Innovation in der ländlichen primären Gesundheitsversorgung.
Im Oktober 2022 starteten das Europäische Zentrum der WHO für primäre Gesundheitsversorgung und die regionalen und lokalen Gesundheitsbehörden der Region Västerbotten die Demonstrations-Plattform der WHO für primäre Gesundheitsversorgung in Schweden. Die Plattform ist ein Beispiel für ein leistungsstarkes digitales Modell der primären Gesundheitsversorgung für abgelegene und dünn besiedelte Gebiete. Sie zeigt, wie die primäre Gesundheitsversorgung an unterschiedliche Gegebenheiten und Bedürfnisse angepasst werden kann, indem der Aktionsradius von Allgemeinärzten und Pflegekräften ausgedehnt wird und innovative Lösungskonzepte im Fernmodus angewandt werden, etwa unter Nutzung von Drohnentechnik und einem breiten Spektrum von Telemedizin-Anwendungen.
Das Europäische Zentrum der WHO für primäre Gesundheitsversorgung leistet weiterhin Unterstützung und Koordinationshilfe für Gesundheitsmanager aus anderen Ländern, die die Demonstrations-Plattformen der WHO für primäre Gesundheitsversorgung besuchen wollen. Georgien war das erste Land, das eine Delegation nach Schweden schickte, um sich ein Bild von der Plattform zu machen, da es mit vielen ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen hat, die fortschrittliche digitale Lösungen erfordern. Der Besuch in Schweden bot der Arbeitsgruppe aus Georgien ausgezeichnete Möglichkeiten, um ein neues Modell zu entwickeln, das auf eine verbesserte Kommunikation und Interaktion zwischen Fachkräften aus der primären Gesundheitsversorgung und Fachärzten setzt. Darüber hinaus plant das Zentrum, im Jahr 2023 einen Besuch für Politiker, Gesundheitsmanager aus der primären Gesundheitsversorgung und Gesundheitsfachkräfte aus Kasachstan zu organisieren, um die Plattform zu studieren, und veranschaulicht so die anhaltenden Bemühungen um eine Verbesserung der primären Gesundheitsversorgung in der Europäischen Region der WHO.
Regionaldirektor
Marias Erfahrungen aus erster Hand: Wie die Telemedizin die Gesundheitsversorgung in abgelegene schwedische Dörfer bringt
Mai 23, 2023, 11:24
In einem kleinen Dorf in der Wildnis des südlichen Lapplands zu leben, ist für jeden Outdoor-Enthusiasten der Traum. Maria (65) lebt diesen Traum in Slussfors – einem ruhigen kleinen Örtchen im Herzen der Region Västerbotten in Schweden. Doch ihr idyllischer Lebensstil wurde vor 25 Jahren bedroht, als ein Bandscheibenvorfall sie zwang, ihre Spaziergänge und ihre körperliche Betätigung allgemein einzuschränken.
In einem kleinen Dorf in der Wildnis des südlichen Lapplands zu leben, ist für jeden Outdoor-Enthusiasten der Traum. Maria (65) lebt diesen Traum in Slussfors – einem ruhigen kleinen Örtchen im Herzen der Region Västerbotten in Schweden. Doch ihr idyllischer Lebensstil wurde vor 25 Jahren bedroht, als ein Bandscheibenvorfall sie zwang, ihre Spaziergänge und ihre körperliche Betätigung allgemein einzuschränken.
„Seitdem reagiere ich empfindlich auf Überlastungen und hatte mit Schmerzen in meinem gesamten Bewegungsapparat zu kämpfen. Ich brauche Hilfe bei der Rehabilitation, Hilfe mit meinen chronischen Schmerzen, die gelegentlich sehr stark sind, je nachdem, was ich getan habe und wie aktiv ich war“, erzählt Maria. „Zudem hatte ich ein bisschen Pech und hatte Unfälle und Verletzungen und musste mich selbst rehabilitieren.“
Ihr Gesundheitszustand und ihr Alter machten früher häufige Besuche bei Physiotherapeuten und Ergotherapeuten zu einer lebenserhaltenden Notwendigkeit. In einem dünn besiedelten, abgelegenen Dorf wie Slussfors zu leben, war da nicht gerade hilfreich. Sie musste eine vierstündige Autofahrt auf sich nehmen, um eine Arztpraxis im nächstgelegenen Krankenhaus zu erreichen. Diese Fahrten waren für Maria eine besonders große Herausforderung, da die einfachste Tätigkeit, das Sitzen, „meinen Rücken am stärksten belastet“, erzählt sie.
Glücklicherweise hat Schweden angesichts der Herausforderungen, mit denen Bewohner ländlicher Gebiete konfrontiert sind, seit den frühen 1990er Jahren eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung der Telemedizin in sogenannten sjukstugor (im Deutschen gemeinhin als „Krankenstation“ bezeichnet) eingenommen. Über ein Jahrhundert lang waren diese Krankenstationen kleine Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung, die mit Allgemeinmedizinern besetzt waren. Mit den jüngsten Entwicklungen wurde jedoch ein neues Versorgungsmodell eingeführt, das persönliche Beratung, digitale Lösungen und mobile Teams kombiniert, um ein breites Spektrum an Gesundheitsleistungen durch ein multidisziplinäres Team bereitzustellen. Das neue Modell nutzt mehrere Plattformen und über 40 Tools der Telemedizin und schließt damit die Lücke zwischen Gesundheitsanbietern und Patienten, unabhängig von ihrem physischen Standort.
„Die digitalen Tools und die Entwicklung dieser Angebote haben mir wirklich geholfen. Ich war in der Lage, meine Fahrten einzuschränken“, erklärt Maria. „Das Beste ist, dass, wenn ich untersucht werden muss, ich einfach den Gemeinschaftsraum in Slussfors aufsuchen, eine Verbindung herstellen und per Video untersucht werden kann. Wenn jemand mit Erfahrung in der Gesundheitsfürsorge, wie etwa ein Physiotherapeut, mit mir im Raum ist, dann kann der Arzt aus der Ferne die Untersuchung beaufsichtigen und gewährleisten, dass die richtigen Schritte ergriffen werden.“
Mithilfe entsprechender Gesundheitsfinanzierung, Innovation und personalpolitischen Konzepten wurde das Leistungsmodell der sjukstugor auf einen „virtuellen Gemeinschaftsraum“ mit Zugang rund um die Uhr ausgeweitet. Heute verfügt die Region Västerbotten über acht virtuelle Gemeinschaftsräume, in denen Patienten selbst ihren Blutdruck oder Blutzucker messen und andere Selbsttests sowie Video-Konsultationen mit Gesundheitsfachkräften durchführen können. Zusätzlich arbeitet ein digitaler ärztlicher Dienst aus der Ferne mit örtlichen Pflegekräften und Pflegehilfskräften zusammen, um bessere medizinische Leistungen für Pflegeheime anbieten zu können, sodass eine bessere Kontinuität der Versorgung für chronisch kranke Patienten gewährleistet werden kann.
Maria begrüßt selbst die einfachsten digitalen Lösungen, wie z. B. mobile Anwendungen, die es ihr erleichtern, ihre Arzttermine zu verwalten, ihre Krankengeschichte zu verfolgen und Rezepte einzusehen – „Wenn man etwa zu gestresst war, als man beim Arzt war, und sich nicht mehr erinnern kann, was er gesagt hat“. Nach ihrer Hüftoperation half ihr eine Trainings-App erheblich: „Jeden Morgen bekam ich eine Nachricht, die lautete: ,Mache heute diese zwei Übungen‘, und es dauert nur fünf Minuten. Dann erhielt ich am Nachmittag zwei Übungen – 5 Minuten. Ich war fit vor der Prothesenoperation, und es dauerte nicht lange, bevor ich mich stark genug fühlte, um nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, wie ich mich mit meiner neuen Prothese bewegte“, erklärt sie.
Schwedens innovativer Ansatz hatte tiefgreifende Wirkung auf die Lebensqualität von Maria, ihren Nachbarn und vielen Menschen, die in abgelegenen Gemeinschaften leben. Rasante Fortschritte in der digitalen Technologie bergen nach wie vor enormes Potenzial für die Telemedizin, um die Bereitstellung ununterbrochener, kostenwirksamer, hochwertiger Leistungen in der primären Gesundheitsversorgung, Notfallversorgung, Rehabilitation und anderen Bereichen zu gewährleisten. Die langfristige Strategie der Region Västerbotten besteht darin, die Technologie systematisch näher an die Patienten heranzubringen, und zwar durch kontinuierliche Forschung, Entwicklung und Innovation in der ländlichen primären Gesundheitsversorgung.
Im Oktober 2022 starteten das Europäische Zentrum der WHO für primäre Gesundheitsversorgung und die regionalen und lokalen Gesundheitsbehörden der Region Västerbotten die Demonstrations-Plattform der WHO für primäre Gesundheitsversorgung in Schweden. Die Plattform ist ein Beispiel für ein leistungsstarkes digitales Modell der primären Gesundheitsversorgung für abgelegene und dünn besiedelte Gebiete. Sie zeigt, wie die primäre Gesundheitsversorgung an unterschiedliche Gegebenheiten und Bedürfnisse angepasst werden kann, indem der Aktionsradius von Allgemeinärzten und Pflegekräften ausgedehnt wird und innovative Lösungskonzepte im Fernmodus angewandt werden, etwa unter Nutzung von Drohnentechnik und einem breiten Spektrum von Telemedizin-Anwendungen.
Das Europäische Zentrum der WHO für primäre Gesundheitsversorgung leistet weiterhin Unterstützung und Koordinationshilfe für Gesundheitsmanager aus anderen Ländern, die die Demonstrations-Plattformen der WHO für primäre Gesundheitsversorgung besuchen wollen. Georgien war das erste Land, das eine Delegation nach Schweden schickte, um sich ein Bild von der Plattform zu machen, da es mit vielen ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen hat, die fortschrittliche digitale Lösungen erfordern. Der Besuch in Schweden bot der Arbeitsgruppe aus Georgien ausgezeichnete Möglichkeiten, um ein neues Modell zu entwickeln, das auf eine verbesserte Kommunikation und Interaktion zwischen Fachkräften aus der primären Gesundheitsversorgung und Fachärzten setzt. Darüber hinaus plant das Zentrum, im Jahr 2023 einen Besuch für Politiker, Gesundheitsmanager aus der primären Gesundheitsversorgung und Gesundheitsfachkräfte aus Kasachstan zu organisieren, um die Plattform zu studieren, und veranschaulicht so die anhaltenden Bemühungen um eine Verbesserung der primären Gesundheitsversorgung in der Europäischen Region der WHO.
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